Dienstag, 26. Januar 2016

Millionen Bienen starben in der Umgebung von Feldern mit gentechnisch veränderten Maispflanzen

Millionen Bienen starben in der Umgebung von Feldern mit gentechnisch veränderten Maispflanzen

David Gutierrez

Anstatt darüber nachzudenken, die Verbote von drei Pestiziden aus der Gruppe derNeonicotinoide aufzuheben, wäre die Europäische Union besser beraten, sich mit einem Phänomen auseinanderzusetzen, das kanadischen Imkern sehr bekannt ist: einem massiven Bienensterben kurz nach Beginn der Maisaussaat.

»Kurz nach der Aussaat von Mais begannen unsere Bienen in Millionenzahl zu sterben«, sagte der Großimker Dave Schuit im Sommer 2013, wie Eat Local Grown berichtete. Damals verlor Schuit 500 Bienenstöcke, in denen mehr als 37 Millionen Bienen gelebt hatten. Im gleichen Jahr berichtete der kanadische Landwirt Gary Kenny, die Völker von acht der zehn Bienenstöcke, die er auf seinem Anwesen aufgestellt hatte, seien gestorben, kurz nachdem seine Nachbarn Mais auf ihren Feldern ausgesät hatten.
Gentechnisch veränderte Maissorten, sogenannter GMO-Mais, werden in Kanada häufig angebaut. Aber da das Bienensterben bereits kurz nach der Aussaat einsetzte, können die Maispflanzen an sich vermutlich nicht für dieses besondere Bienensterben verantwortlich gemacht werden.

Die Imker gehen davon aus, dass der eigentliche Grund darin liegt, dass das Saatgut mit Neonicotinoiden vorbehandelt wurde. Bei der pneumatischen Einzelkornsaat werden Neonicotinoide als Staub vom Saatgut weggewirbelt und über die Umgebung verbreitet.

Zahlreiche Studien machen Neonicotinoide verantwortlich

Wissenschaftler der Universität Purdue im US-Bundesstaat Indiana untersuchten die Bienen, die im Frühjahr 2013 gestorben waren. »Die Bienen wiesen neurotoxische Symptome auf. Die Analyse der toten Bienen wies in allen Fällen Spuren [der Neonicotinoide] Thiamethoxam und Cloththiadinnach«, hieß es in der Studie. »Die Behandlung des Saatguts von Nutzpflanzen (im Wesentlichen Mais) ist die einzige größere Quelle dieser chemischen Substanzen.«

Eine Untersuchung der lokalen Niederlassung der kanadischen Behörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA), der Aufsichtsbehörde für Pestizide, kam zu dem gleichen Schluss und erklärte, Maissaatgut, das mit Neonicotinoiden vorbehandelt worden war, sei die Hauptursache für das Bienensterben.

»Die pneumatischen Saatmaschinen (sogenannte ›Airseeder‹) sind das Problem«, meinte Paul Wettlaufer, ein vor Ort lebender Landwirt und Direktor der Landwirtschaftlichen Vereinigung von Ontario.

Neonicotinoide gehören zu den sogenannten »systemischen Pestiziden«. Sie werden vor der Saat auf das Saatgut aufgebracht und verteilen sich beim Heranwachsen der Pflanze in allen Gewebearten wie Blättern, Samen, Pollen, Blüten und dem Nektar. Daher wirken sie nicht nur tödlich auf landwirtschaftliche Schädlinge, sondern auf alle Insekten oder andere Tiere wie Vögel, die Blätter fressen, Pollen sammeln oder Nektar saugen.

»Ein groß angelegter prophylaktischer Einsatz [von Neonicotinoiden] in der Landwirtschaft, ihre Langlebigkeit in Böden und im Wasser sowie ihre Aufnahme durch die Pflanzen und ihre Verteilungbis in die Blütenspitzen … gefährden die Tätigkeit der Bestäuber«, heißt es in einer internationalen Untersuchung.

Aber nicht nur die Bestäuber sind bedroht. Zwei große Studien aus dem Jahr 2015 stellten fest, dass die Pestizide weit verbreitete gefährliche Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben. Eine der Studien, die in der Fachzeitschrift Natureveröffentlicht wurde, fand heraus, dass der Einsatz von Neonicotinoiden dazu führte, dass die Vogelpopulationen dramatisch zurückgingen. Dies wurde aller Wahrscheinlichkeit nach sowohl durch direkte Vergiftung als auch indirekt durch die Vernichtung ihrer wirbellosen Futtergrundlagen verursacht.

Eine Meta-Analyse von 800 verschiedenen Untersuchungen durch die Task Force on Systemic Pesticides kam zu dem Schluss, selbst bei sachgerechter Anwendung entsprechend der Richtlinien der Hersteller schädigen Neonicotinoide »Nichtzielarten« wie Erdwürmer, wirbellose Wassertiere, Eidechsen und andere Echsen sowie Fische massiv. Diese Pestizide verfügen allerWahrscheinlichkeit nach »über eine große Bandbreite negativer biologischer und ökologischer Folgewirkungen«, heißt es dort.

Immer mehr Stimmen fordern ein Verbot

2013 verhängte die Europäische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit (EFSA) ein auf zwei Jahre befristetes Verbot des Einsatzes von drei Neonicotinoiden und berief sich dabei auf ein hohes wahrscheinliches Risiko für Bienen. Jetzt hat die EFSA eine neue Studie in Auftrag gegeben, um das Verbot zu überprüfen. Die Ergebnisse sollen im Januar 2017 vorliegen.

Aber in der Zwischenzeit sind die Qualität und die Zahl der Belege, die für ein endgültiges Verbot der Neonicotinoide sprechen, noch deutlich aussagekräftiger und überzeugender als schon vor zwei Jahren.

Selbst die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA musste einräumen, dass sich die Pestizide verheerend auf die Bestäuber auswirken. Die Behörde veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse eines Feldversuchs, der ergeben hatte, dass selbst sehr geringe Konzentrationen von Neonicotinoiden (im Verhältnis von 25 : 100 000 000) in Pflanzenpollen und dem Nektar zu einem deutlich messbaren Rückgang der Honigbienenpopulation führten.

Nach Ansicht von Wissenschaftlern schädigen die Neonicotinoide die Gehirne der Bienen und insbesondere die Orientierungsfähigkeit der Insekten.





Bienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei
Bienen sind für uns Menschen unverzichtbar, doch unsere Honig- und Wildbienen sind in Not. Parasiten, Krankheiten und Pestizide bedrohen die Honigbiene. Wildbienen sind auf dem Rückzug, ihre Lebensräume werden zerstört und viele Arten stehen auf der Roten Liste.


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