Mittwoch, 20. Juli 2016

Der Zusammenhang von Vitamin D und Insulinresistenz

Der Zusammenhang von Vitamin D und Insulinresistenz

Dr. Joseph Mercola

Ein Mangel macht nicht nur Ihre Knochen dünn, brüchig, weich und unförmig, sondern wirkt sich auf jede einzelne Zelle in Ihrem Körper aus. Mögliche Folgen sind Funktionsstörungen von Herz und Gehirn sowie Diabetes.

Vitamin D ist ein Steroidhormon, das wirklich jede Zelle im Körper beeinflusst. Deshalb ist es so wichtig, für einen gesunden Vitamin-D-Spiegel zu sorgen. Ein Vitamin-D-Mangel kann nachweislich die Knochen schwächen, wodurch sie dünner, brüchig, weich oder unförmig werden können. Aber Vitamin D ist auch für Ihr Herz, Ihr Gehirn, Ihre Immunfunktion und vieles mehr von Bedeutung. Beispielsweise gibt es einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Insulinresistenz und/oder Diabetes – sowohl Typ 11 als auch Typ 2.

Ein Vitamin-D-Mangel kann das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen

Neuen Forschungen zufolge wirkt sich ein Vitamin-D-Mangel auf den Glucosestoffwechsel aus und steht mit Diabetes möglicherweise in einem engeren Zusammenhang als Übergewicht. In einer Studie mit 118 Probanden entwickelten jene mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel eher Diabetes vom Typ 2, Prä-Diabetes (Insulinresistenz) oder das metabolische Syndrom, ungeachtet ihres Gewichts.

Unter den übergewichtigen Probanden hatten jene ohne Stoffwechselstörungen höhere Vitamin-D-Werte als die Personen mit solchen Störungen. Und unter den schlanken Probanden hatten jenemit Stoffwechselstörungen eher niedrige Vitamin-D-Werte. Einer der Autoren hält fest:
»Die Studie weist darauf hin, dass Vitamin-D-Mangel und Fettleibigkeit synergistisch zusammenwirken und dadurch das Risiko für Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen erhöhen. Eine durchschnittliche Person könnte ihr Risiko senken, indem sie sich gesund ernährt und sich genügend im Freien bewegt.«
Dies ist nicht das erste Mal, dass ein Zusammenhang von Vitamin D und Diabetes nachgewiesen wurde. Laut einer indischen Studie können Vitamin-D- und Kalzium-Präparate in Kombination mit Sport davor schützen, dass sich aus Prä-Diabetes voll ausgebildeter Diabetes entwickelt. Erhöhte man in dieser Studie den Vitamin-D-Wert um nur eine Einheit, sank das Risiko, dass sich aus Prä-Diabetes Diabetes entwickelte, um 8 Prozent.3

Eine andere, 2013 veröffentlichte Studie4 fand heraus, dass Typ-2-Diabetes bei oraler Verabreichung von wöchentlich 50 000 Internationalen Einheiten (IE) Vitamin D3 über 3 Wochen zu »einer deutlichen Verringerung« von Nüchtern-Blutglucose und -Insulin führt. Auch andere Studien stützen diesen Zusammenhang:
  • Tierstudien haben gezeigt, dass Vitamin D ein entscheidender Faktor für die normale Insulinsekretion ist5,6 und dass Vitamin D die Insulinsensitivität verbessert.7,8
  • Eine Studie mit annähernd 5680 Probanden mit gestörter Glucosetoleranz konnte nachweisen, dass eine Vitamin-D-Zufuhr die Insulinsensitivität um 54 Prozent erhöht.9
  • Vitamin D reduziert die Insulinresistenz unter anderem, indem es den Kalzium- und Phosphorstoffwechsel beeinflusst sowie den Insulinrezeptor hochreguliert.10

Vitamin D kann bei Patienten, die atypische Neuroleptika einnehmen, das Überzuckerungsrisiko senken

Bestimmte Wirkstoffe können das Risiko für Stoffwechselstörungen erhöhen. Statine etwa können zu arzneimittelbedingtem Diabetes führen. Und atypische Antipsychotika wie Quetiapin, ein Medikament gegen bipolare Störungen, stehen ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Hyperglykämie (Überzuckerung) und Diabetes in Zusammenhang. In letzterem Fall weisen Versuche darauf hin, dass Vitamin D3 diese Folgen verhindern könnte. Im American Journal of Managed Care ist zu lesen:11
»Atypische Antipsychotika werden schon lange mit einem erhöhten Risiko für Hyperglykämie assoziiert, die zu Diabetes, diabetischer Ketoazidose, Koma und sogar zum Tod führen kann.
Zu den vermutlichen Faktoren, die dies fördern, gehören Gewichtszunahme, verringerte Insulinsekretion aus den Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse und Insulinresistenz.
Um festzustellen, ob es Medikamente gibt, die diese Tendenz zu Hyperglykämie senken könnten, analysierten die Forscher das FDA Adverse Event Reporting System (FAERS) – die Datenbank der FDA (US-Arzneimittelbehörde) für die von Patienten gemeldeten Nebenwirkungen oder Medikationsfehler.
Durch Kreuzverweise zwischen atypischen Neuroleptika und Hyperglykämie kamen die Wissenschaftler zur Schlussfolgerung, dass Patienten, denen gleichzeitig Vitamin D und Quetiapin verordnet wurde, weniger zu Hyperglykämie tendierten.«
Nachfolgende Tierstudien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Mäuse, denen Vitamin D und Quetiapin verabreicht wurden, hatten deutlich niedrigere Blutzuckerwerte als Mäuse, die nur Quetiapin bekamen.

Laut dem führenden Autor Takuya Nagashima schützt Vitamin D davor, dass Quetiapin ein Enzym hemmt, das Unterzuckerung verursacht.

Aufgrund dieser Erkenntnisse schlagen die Autoren eine Kombination aus Antipsychotika und Vitamin D vor, um den Patienten »bei Insulinresistenz effektiv vor durch Antipsychotika hervorgerufene Hyperglykämie zu schützen«.

Weitere Vorteile von Vitamin D

Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels in der gesamten Bevölkerung chronischen Erkrankungen vorbeugen könnte, die weltweit alljährlich bis zu einer Million Todesopfer fordern. Auch das Auftreten bestimmter Krebsarten könnte um die Hälfte, wenn nicht noch mehr, reduziert werden. Neue Studien zeigen, dass die Anhebung des 25-Hydroxy-Vitamin-D-Werts im Blutplasma auf 40 ng/ml das Risiko für invasiven Krebs um 67 Prozent senken kann!

Dr. Michael Holick, ein bekannter Vitamin-D-Forscher, erklärte in einem Interview diese und weitere gesundheitlichen Vorteile von Vitamin D. Ein optimaler Vitamin-D-Spiegel kann demnach vor folgenden Krankheiten und Beschwerden schützen:
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    Vitamin D spielt bei der Reduzierung von Bluthochdruck und des Risikos für Atherosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall eine wichtige Rolle. Laut Holick zeigte eine Studie, dass ein Vitamin-D-Mangel das Herzinfarktrisiko um 50 Prozent erhöht.
  • AutoimmunkrankheitenVitamin D ist ein starker Immunregulator und deshalb sehr wichtig für die Vorbeugung gegen Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose und entzündliche Darmerkrankung.
  • UnfruchtbarkeitVitamin D kann die Produktion von Hormonen wie Testosteron und Progesteron anregen und nachweislich sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Fruchtbarkeit stärken.
    Zudem wird Vitamin D mit der Spermaqualität assoziiert und kann bei Frauen mit polyzystischem Ovarsydrom für eine regelmäßige Menstruation sorgen.12
  • Störung in DNA-Reparatur und StoffwechselEine von Holicks Studien ergab, dass gesunde Probanden, die mehrere Monate lang täglich 2000 IE Vitamin D3 einnahmen, damit 291 unterschiedliche Gene hochregulierten, die bis zu 80 verschiedene Stoffwechselvorgänge kontrollieren.
    Einige dieser Vorgänge tragen zu einer verbesserten DNA-Reparatur bei und stärken die Immunfunktion, während andere die Autoxidation (Oxidation unter Einwirkung von Sauerstoff und/oder UV-Strahlung, die sich beispielsweise auf Alterung und Krebs auswirkt) beeinflussen.
  • MigräneNeue Forschungen weisen darauf hin, dass Vitamin D eine Rolle bei Migräne spielen könnte. Wissenschaftler am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center fanden heraus, dass viele Migränepatienten einen Mangel an Vitamin D, Riboflavin (Vitamin B2) und Coenzym Q10 (CoQ10) haben.13
    Mädchen und Frauen, die unter Migräne leiden, haben besonders häufig einen CoQ10-Mangel, während Jungen und Männer eher zu wenig Vitamin D haben. Patienten mit chronischer Migräne haben eher CoQ10- und Riboflavin-Mangel als jene mit episodischer Migräne.
  • Neurologische/psychologische/mentale StörungenVitamin D spielt auch in der Neurotransmission eine wichtige Rolle, und ein Vitamin-D-Mangel wird mit einer Reihe neurologischer und geistiger Störungen in Zusammenhang gebracht, darunter mit kognitiver Fehlfunktion und Alzheimer-Krankheit (in einer Studie hatten die Probanden mit dem ausgeprägtesten Vitamin-D-Mangel ein um 31 Prozent erhöhtes relatives Risiko für neurokognitiven Verfall), Schizophrenie, Parkinson-Krankheit, Schlaganfall, Epilepsie und Depressionen.
  • Erkältung und GrippeVitamin D kann Infektionen wirksam bekämpfen und eignet sich sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Tuberkulose, Lungenentzündung, Erkältungen und Grippe.

Wie optimiert man den Vitamin-D-Spiegel am besten?

Zweifellos ist Vitamin D für die Gesundheit und zum Schutz vor Krankheiten unerlässlich. Es kann sogar einige schädliche Nebenwirkungen bestimmter Arzneistoffe bekämpfen. Aber in der Frage,wie der Vitamin-D-Spiegel am besten optimiert wird, herrscht Uneinigkeit. Die meisten auf Vitamin D spezialisierten Experten stimmen jedoch darin überein, dass vernünftig dosierte Sonnenexposition ideal ist.

Erstens haben Vitamin-D-Ergänzungspräparate nicht dieselbe Wirkung wie das Vitamin D, das Ihre Haut als Reaktion auf UV-Strahlung produziert. Und zweitens hat der Aufenthalt in der Sonne über die Vitamin-D-Produktion hinaus weitere gesundheitliche Vorteile. Durch UVA-Strahlung wird z. B. Stickoxid (NO) produziert, das den Blutdruck senkt. Tatsächlich ist das gesamte Spektrum des Sonnenlichts für die optimale Gesundheit von Bedeutung. Wir sind nicht allein auf die Wellenlänge von ca. 295 Nanometer angewiesen, bei der Vitamin D gebildet wird.

Doch wenn Sie sich nicht enorm anstrengen, stehen die Chancen eher schlecht, dass Sie durch den Aufenthalt an der Sonne Ihren Vitamin-D-Spiegel erhöhen. Laut einer neuen britischen Studie kriegen erwachsene Briten sogar im Hochsommer schlicht nicht genügend Sonne ab, um ihren Vitamin-D-Spiegel auf ein gesundes Niveau zu befördern. Die Autoren schlugen in der Folge vor, die offiziellen Vitamin-D-Richtlinien abzuändern.

Endocrine Today14 berichtet, dass »mehr als ein Viertel der erwachsenen Probanden auch im Sommer, wenn sie die meiste Zeit im Freien verbrachten, einen zu niedrigen Vitamin-D-Wert hatten«. Weiter heißt es:
»Die derzeit in Großbritannien gültigen offiziellen Richtlinien zur Vitamin-D-Aufnahme gehen davon aus, dass Personen zwischen 4 und 64 Jahren ihren Vitamin-D-Bedarf allein durch Sonnenlicht decken, eine Empfehlung von Ergänzungspräparaten gibt es nicht. Inzwischen haben jedoch große Teile der weltweiten Bevölkerung, darunter Großbritanniens, nachweislich niedrige Vitamin-D-Werte, und Rachitis befindet sich wieder auf dem Vormarsch …
Da die in Großbritannien gängige Sonnenscheindauer keine ausreichende Vitamin-D-Quelle ist, sollte die Empfehlung zur Vitamin-D-Ergänzung für diese Altersgruppe überarbeitet werden. Zwar kann auch die Sonnenbestrahlung größerer Hautflächen den Vitamin-D-Status eventuell auf sichere Art erhöhen, aber auch Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D haben sich in dieser für das Knochenwachstum so wichtigen Zeitspanne als nützlich erwiesen.«

Wann sollten Vitamin-D3-Präparate eingenommen werden?

Während also Sonnenexposition der ideale Weg wäre, kann es für viele schwierig sein, dadurch einen optimalen Vitamin-D-Wert zu erreichen. Lebensstil, Wohnort, Alter, Religion, Jahreszeit, Wetter und andere Faktoren wirken sich darauf aus, wie viel Vitamin D Ihre Haut in Reaktion auf Sonnenlicht bilden kann. Die Tatsache, dass Vitamin-D-Mangel sogar in sonnenreichen Ländern wie Indien weitverbreitet ist, unterstreicht dies.

In manchen Fällen kann es schon ausreichen, den Alltag so abzuändern, dass man mehr Sonne abbekommt. Aber denken Sie dran, dass wirklich große Hautflächen der Sonne ausgesetzt werden müssen, und zwar regelmäßig (idealerweise täglich). Unter perfekten Bedingungen sind allerdings nicht mehr als ein paar Minuten erforderlich.

Das Schlechteste, was Sie tun können, ist, am Wochenende stundenlang in der Sonne zu braten. Ein Sonnenbrand ist auf jeden Fall zu vermeiden, weil er nur zu Hautschäden führt. Darüber hinaus ist die Wahl des Sonnenschutzmittels von Bedeutung, ab einem Sonnenschutzfaktor von 14 wird eine Vitamin-D-Produktion in der Haut gänzlich verhindert.

Wenn vernünftige Sonnenbäder nicht machbar sind oder nicht ausreichen, um Ihren Vitamin-D-Spiegel auf ein gesundes Niveau zu bringen, ist die Einnahme eines Vitamin-D3-Präparats eine kluge Wahl. Nehmen Sie jedoch eines, das zusätzlich Vitamin K2 enthält, weil es synergistisch mitVitamin D zusammenwirkt und die Vorteile maximiert.

Um herauszufinden, ob Sie genügend Sonnenlicht abbekommen, um Ihren Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, müssen Sie diesen messen. Ich rate Ihnen, diesen Test zweimal im Jahr machen zu lassen – im Januar und im Juni oder Juli –, um Ihren niedrigsten und Ihren höchsten Wert zu erfahren. Dadurch wissen Sie, ob Sie ein Ergänzungspräparat brauchen und wie Sie dieses dosieren.

Kurz gesagt ist die ideale Dosierung diejenige, mit der Sie das ganze Jahr über einen klinisch relevanten Vitamin-D-Wert von 40 bis 60 ng/ml aufrechterhalten können. Für manche Menschen bedeutet das eine tägliche Dosis von 2000 IE, andere brauchen 8000 IE oder noch mehr am Tag.

Die Rolle von Vitamin D für den Schutz vor Krankheiten

Es gibt immer mehr Beweise dafür, wie wichtig Vitamin D für die Krankheitsprävention und für die optimale Gesundheit ist. In Ihrem Körper gibt es rund 30 000 Gene, und Vitamin D wirkt auf fast 3000 davon sowie auf die Vitamin-D-Rezeptoren, die überall im Körper verteilt sind. Laut einer groß angelegten Studie kann ein optimaler Vitamin-D-Spiegel das Krebsrisiko um bis zu 60 Prozent reduzieren und vor mindestens 16 unterschiedlichen Krebsarten schützen, darunter Bauchspeicheldrüsen-, Lungen-, Eierstock-, Prostata- und Hautkrebs.



Verweise







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