Mittwoch, 16. Dezember 2015

Studie: Marihuana lässt gebrochene Knochen schneller heilen

Studie: Marihuana lässt gebrochene Knochen schneller heilen

David Gutierrez

Das in Marihuana enthaltene Cannabinoid Cannabidiol (CBD) lässt Knochenbrüche schneller verheilen und kann die Knochen sogar stärker machen als zuvor. Das ergab eine Studie von Forschern der Universität Tel Aviv und der Hebräischen Universität, die jetzt in der Zeitschrift Journal of Bone and Mineral Research veröffentlicht wurde.

CBD zeigt keine psychotrope Wirkung. »Wir haben herausgefunden, dass CBD allein die Knochen während des Heilungsprozesses stärkt, indem es die Reifung der Kollagenmatrix stärkt, die die Grundlage für eine Neumineralisierung des Knochengewebes liefert«, sagt Yankel Gabet, der Leiterder Studie. »Nach der Behandlung ist der verheilte Knochen stärker und künftig bruchresistenter.«

Cannabinoid-Rezeptoren an Knochen

Die Forscher fügten Ratten Knochenbrüche zu und injizierten später einer Gruppe CBD und einer zweiten Gruppe CBD plus Tetrahydrocannabinol (THC, das Marihuana die berauschende Wirkung verleiht). Anschließend beobachteten sie die Heilung. Eine dritte Gruppe von Mäusen erhielt keine Marihuana-Wirkstoffe, sie diente als Kontrollgruppe.

Das Ergebnis: Bei den Ratten, denen CBD injiziert worden war, zeigte sich dieselbe Wirkung, unabhängig davon, ob THC zugesetzt wurde oder nicht. »CBD allein reicht, um die Knochenheilung zu beschleunigen«, sagte Gabet.

»Auch andere Studien haben ergeben, dass CBD sicher ist, was uns bestärkt, diese Untersuchung mit klinischen Studien fortzusetzen, um die bessere Knochenheilung auch beim Menschen zubestätigen.«

Die Studie unterstützte frühere Ergebnisse derselben Forscher, wonach der Körper über Rezeptoren verfügt, die auf Cannabinoide reagieren. Diese Rezeptoren sind nicht auf das Gehirn beschränkt. »Wir reagieren auf Cannabis, weil unser Körper Rezeptoren hat, die von Komponenten der Hanfpflanze aktiviert werden können«, betonte Gabet.

Bei der früheren Studie wurde entdeckt, dass sich auch im Skelett Cannabinoid-Rezeptoren befinden, die die Knochenbildung stimulieren und den Knochenabbau hemmen. Die neue Studie scheint diese Erkenntnisse zu bestätigen.

Der medizinische Nutzen von Marihuana ist »unbestreitbar«

Immer mehr wissenschaftliche Studien belegen die medizinische Wirksamkeit von Marihuana-Verbindungen, insbesondere von CBD. Die Ergebnisse dieser neuen Studie machen den Weg freifür weitere Forschung über den Einsatz von Marihuana bei der Behandlung von Osteoporose und Knochenkrankheiten. Das klinische Potenzial von Cannabinoid-Verbindungen ist laut Gabet nicht mehr zu bestreiten.

»Natürlich bedeutet die Entwicklung entsprechender Therapien noch eine Menge Arbeit, aber jetzt wissen wir, dass wir die klinischen Therapieziele von der Psychoaktivität von Marihuana trennen können. CBD, der Hauptwirkstoff bei unserer Studie, wirkt vor allem entzündungshemmend und zeigt keine psychoaktive Wirkung.«

Über die positive Wirkung von medizinischem Marihuana erfahren wir täglich mehr. Zurzeit wird es vor allem zur Linderung chronischer Schmerzen, gegen die Nebenwirkungen einer Chemotherapie und zur Appetitsteigerung bei AIDS-Patienten eingesetzt. Außerdem zeigt es das Potenzial, den Blutzucker zu regulieren und den Verlauf einer HIV-Infektion zu verlangsamen. Außerdem wird über die Möglichkeit der Verwendung bei multipler Sklerose und Parkinson geforscht.

Studien haben gezeigt, dass CBD epileptische Anfälle unterdrückt, bei vielen aggressiven Krebsformen die Metastasierung stoppt und möglicherweise sogar Leukämie-Zellen tötet.

Eine 2013 in der Zeitschrift Neuropsychopharmacology veröffentlichte Studie ergab, dass CBD genauso wirksam war wie ein bekanntes Antipsychotikum, das zur Behandlung von Schizophrenie und Paranoia eingesetzt wird, aber ohne die gefährlichen Nebenwirkungen. Andere Studienbestätigen die Wirksamkeit von CBD als sicherem antipsychotischem Mittel.

Nach US-amerikanischem Recht ist Marihuana noch immer illegal, darf aber in 17 US-Bundesstaaten zu Forschungszwecken oder begrenzt in der Medizin verwendet werden. Der medizinische Einsatz von Marihuana selbst ist in 23 weiteren Bundesstaaten legal.

Die Regierung in Washington bleibt bisher bei ihrer Linie, für Marihuana gebe es derzeit »keine anerkannte medizinische Verwendung«. Doch auch das könnte sich bald ändern. Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde hat vor Kurzem CBD-Extrakte als experimentelle Therapie beim Dravet-Syndrom, einer seltenen Form von Epilepsie im Kindesalter, zugelassen. Erste klinische Studien sind in Gang.


Quellen:






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